Mit insgesamt 28 639 Krankheits- und 11 316 Todesfällen hat die Ebolaepidemie, die von 2014 bis 2016 in Westafrika wütete, die Welt erschüttert und die kollektiven Versäumnisse der internationalen Gesundheitsorganisationen im Umgang mit einer aggressiven und tödlichen Virusinfektion entblösst. Die Epidemie war auch Anlass einer der grössten Notfalleinsätze in der Geschichte von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF), bei dem über 5000 Mitarbeitende aufgeboten wurden, um Patient:innen zu versorgen und zur Eindämmung des Krankheitsausbruchs beizutragen. In diesem Kapitel untersuchen Heather Pagano und Marc Poncin die sich wandelnde Rolle der Organisation, die gezwungen war, mit fortschreitender Ausbreitung der Epidemie Aufgaben zu übernehmen, welche über die übliche «schnelle erste Hilfe» hinausgehen – mit Erfolgen und auch Misserfolgen.