Die Syrienkrise ist eine der schwersten humanitären Katastrophen der jüngsten Geschichte. Doch die allseits bekannten Zahlen – über 6 Millionen Vertriebene, darunter 5 Millionen Geflüchtete – geben nur ein bruchstückhaftes Bild des vom Konflikt geforderten Tributs. Zahlreiche internationale Organisationen, Staaten und zivilgesellschaftliche Bewegungen haben dazu aufgerufen, das Kriegsrecht zu wahren, Belagerungen zu beenden und humanitären Helfern den Zugang zu erleichtern. Doch hinter diesen humanitären Appellen steht eine komplexe Lage, welche die binären Diskurse über den Krieg in Syrien weitaus übersteigt.
In «Everybody’s War» werden die Vielschichtigkeit der humanitären Arbeit in Syrien und die weitreichenden Konsequenzen sowohl für die syrische Bevölkerung als auch für humanitäre Einsätze in künftigen Konflikten untersucht. Duncan McLean führt ein Beispiel dafür an, wie der humanitäre Sektor auf die spezifische Lage in Syrien und insbesondere den Belagerungskontext reagiert hat: Er erreichte die belagerte Bevölkerung, indem er sich die Korruptionsmechanismen von informellen und Schmugglernetzwerken zunutze machte. In diesem Fall wurde aber durch die Anpassung der humanitären Hilfe an den Belagerungskontext im Endeffekt die Kriegswirtschaft bedient.