Unser Verständnis von Gesundheit hat sich über Jahrzehnte weiterentwickelt, wurde aber mit COVID-19 noch deutlich umfassender. Die Liste der Variablen, die sich auf die Gesundheit auswirken, scheint unendlich. Und was tatsächlich unter eine Gesundheitsintervention durch Gesundheitsfachkräfte fällt, ist nicht mehr allgemeingültig. In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, ob die Disziplin Globale Gesundheit die Gesundheit der Menschen weiter verbessern kann und was dies für Patient:innen und Gesundheitsdienstleistende bedeutet, die globale Gesundheitsinitiativen umsetzen. Am Beispiel der Global Health for Peace Initiative (GHPI) der WHO untersucht der Autor, ob die Gesundheitsversorgung heute vermehrt dazu genutzt wird, nicht direkt gesundheitsrelevante Ziele zu verfolgen. Ein besonderes Augenmerk wird darauf gerichtet, was es für hilfsbedürftige Menschen bedeutet, wenn medizinische Arbeit nicht mehr mit Blick auf ein «Endziel», sondern als «Mittel zu einem anderen Zweck» geleistet wird. Ärzte ohne Grenzen hat die mögliche Entwicklung der Einsätze und die ethischen Implikationen der GHPI analysiert. Der Autor fasst in seiner Analyse die Ansichten darüber zusammen, wie Globale Gesundheit in der Literatur beschrieben wird und warum sie als eigenständiges Fachgebiet aktuell so beliebt ist. Zudem werden drei potenzielle ethische Risiken auf der Umsetzungsebene beleuchtet: (i) Gesundheit als Mittel zu einem anderen Zweck, (ii) Wahrung der ärztlichen Neutralität und (iii) Unterstützung des Gesundheitspersonals.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Vorabzug eines Kapitels aus dem Buch «Challenging Medical Neutrality»: Healthcare ethics in armed conflict and other complex settings». Der Text ist hier einsehbar.