In «Saving Lives and Staying Alive» beleuchten die Autor:innen die treibenden Kräfte für die Professionalisierung der humanitären Sicherheit und deren Folgen für die humanitäre Praxis. Dabei legen sie den Fokus auf Syrien, die Zentralafrikanische Republik und Fälle von Entführungen im Kaukasus.
Die meisten humanitären Hilfsorganisationen verfügen heute über eigene Abteilungen für den Schutz ihres Personals und ihrer Infrastruktur. Das Sicherheitsmanagement in humanitären Einsätzen ist nach und nach zum Arbeitsfeld professioneller Firmen geworden, die Systeme der Datensammlung, standardisierte Abläufe, Normen und Schulungen zu Prävention und Management von Risiken entwickeln.
Die grosse Mehrheit der humanitären Hilfsorganisationen und Sicherheitsfachleute sehen dies als unausweichliche Entwicklung, zumal quantitative Studien und Medienberichte zu dem Schluss kommen, dass humanitäre Mitarbeitende heute beispiellosen Gefahren ausgesetzt sind. Der Trend zur Professionalisierung wirft aber auch Fragen innerhalb von humanitären Hilfsorganisationen auf, darunter auch Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF). Lässt sich Unsicherheit mit wissenschaftlichen Mitteln messen und durch Normen und Protokolle mindern? Wie wirkt sich die Professionalisierung von Sicherheitsdienstleistungen auf das Kräfteverhältnis zwischen Feld und Hauptsitz, Freiwilligen und der Institution, die diese anstellt, aus? Welche Folgen hat sie für die Umsetzung des sozialen Auftrags humanitärer Hilfsorganisationen? Gibt es Alternativen zu dem (oder den) vorherrschenden Sicherheitsmodell(en), die von Privatfirmen vorgegeben werden?