Chiara Lepora und Robert Goodin laden uns ein, an ihrer aufschlussreichen «Konversation» über Mittäterschaft und Kompromiss teilzunehmen. Ihr Buch bietet eine dichte, äusserst präzise und bereichernde Lektüre, in der die Autorin und der Autor schrittweise durch die Logik ihrer philosophischen Argumentation führen. Für all jene, die mit der relativ neuen Disziplin der «humanitären Ethik» nicht vertraut sind, mag es auf den ersten Blick befremdlich sein, dass humanitäre Arbeit zur Veranschaulichung von Theorien über Mittäterschaft herangezogen werden, wobei die ruandische Flüchtlingskrise von 1994 und der Fall eines gefolterten Patienten exemplarisch angeführt werden. Dies steht jedoch im Einklang mit einem wachsenden Bestand an Forschungsarbeiten und Reflexionen, die aufzeigen, dass das Personal humanitärer Organisationen häufig ethischen Herausforderungen gegenübersteht, die im Extremfall ein bedrückendes Gefühl der Mittäterschaft hervorrufen können.