Im Bereich der humanitären Hilfe werden unaufgeforderte Besuche von Forschenden, die entweder vom Hauptsitz der Hilfsorganisation selber oder von anderen Strukturen abgesandt werden, schon immer widersprüchlich aufgefasst. Manche werden als taktvoll durchgeführte Besuche wahrgenommen, die einen echten Mehrwert für die Verbesserung des Einsatzes mit sich bringen, andere werden als irrelevante Visiten erlebt, die man im Feld mehr oder minder über sich ergehen lassen muss (Stichwort: «humanitärer Tourismus»), wieder andere bringen eine derartige Zerstörungskraft mit sich, dass die Teams all ihre Energie darauf verwenden müssen, den drohenden Schaden zu begrenzen.
Aufgrund der Fehldarstellungen, die Forschungstätigkeiten im humanitären Sektor begleiten, laufen eben diese Tätigkeiten immer häufiger Gefahr, einer der hier beschriebenen Karikaturen zu verfallen. Auch wenn diese Besuche von verschiedenen – in- und ausländischen – humanitären Akteur:innen unterschiedlich aufgefasst werden, zeigt das Beispiel von Ärzte ohne Grenzen die der Beziehung zwischen Forschung und humanitärer Arbeit zugrunde liegenden Spannungen auf, die nicht immer einfach zu lösen sind.