«Für wen halten sie sich eigentlich? Neue Ritterbrüder des Hospitalordens? Das Schwert in der einen, das Stethoskop in der anderen Hand?» Ungefähr so könnte man die Fassungslosigkeit der humanitären Gemeinschaft über den zwischen zwei Raketenangriffen erfolgten Abwurf von Lebensmittelpaketen über Afghanistan durch das US-Militär umschreiben. Bereits während des «ersten humanitären Kriegs», den die NATO 1999 im Kosovo führte, war die Empörung gross.
An dem von der eigenen Schuldlosigkeit überzeugten Militär prallte jegliche Kritik jedoch ab. Es besteht darauf, humanitäre Einsätze durchzuführen, und bestreitet, dass diese auf Kosten der Akteur:innen gehen, für die diese Aktivitäten zu den Kernaufgaben gehören. Die militärischen Initiativen aber haben einen ergänzenden oder rein logistischen Charakter. Für viele humanitäre NGOs dient eine Verwirrung der Rollen politischen oder medialen Zwecken. Es ist eine Grundsatzfrage: Humanitäre Arbeit beginnt mit einer Absicht (Menschenleben zu retten), die das Militär und der Staat wenn überhaupt, dann nur am Rande verfolgen. Humanitäre Arbeit darf ihre Eigenständigkeit nicht verlieren.