Dieser Beitrag befasst sich mit der Problematik von Belagerungen. Untersucht wird der Widerspruch zwischen einer Ermüdungsstrategie, die darauf abzielt, die Bedingungen für die Kapitulation der belagerten Partei zu schaffen, und der rechtlichen und moralischen Verpflichtung, die negativen Folgen von Belagerungen auf die Zivilbevölkerung zu verringern. Im Zentrum stehen vor allem zwei Fragestellungen. Die erste betrifft die Belagerung als militärische Notwendigkeit aus historischer Sicht. Insbesondere wird beleuchtet, was das humanitäre Völkerrecht (HVR) über die Belagerung sagt, sowie die Tatsache, dass diese Kriegstaktik in jüngster Zeit wieder vermehrt zum Einsatz kommt. Die zweite konzentriert sich auf die einschlägigen Bestimmungen des geltenden Rechts zum Schutz von Zivilist:innen, die in einem belagerten Gebiet eingeschlossen sind. Dabei wird auch auf einige der Herausforderungen bei der Bereitstellung humanitärer Hilfe in solchen Kontexten eingegangen.