Der Schutz medizinischer Dienste in bewaffneten Konflikten fällt im Allgemeinen unter den Grundsatz der ärztlichen Neutralität. Hinsichtlich der Einhaltung dieses Grundsatzes von einer wechselvollen Geschichte zu sprechen, wäre wohl eine Untertreibung – zumal er für die meisten klar sichtbar bis heute immer wieder verletzt wird. In diesem Beitrag geht es weniger darum, zu erläutern, warum dies so ist. Vielmehr wird im Rahmen einer vergleichenden Analyse veranschaulicht, wie das dem Historiker zur Verfügung stehende Instrumentarium dabei helfen kann, die gegenwärtigen Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen besser nachzuvollziehen. Der Autor liefert einen umfassenden geschichtlichen Überblick über die ärztliche Neutralität und trägt gleichzeitig den Herausforderungen einer Gegenüberstellung verschiedener Epochen Rechnung, bevor er näher auf mögliche methodische Ansätze eingeht. Bei den konkreten aktuellen und historischen Beispielen stützt er sich auf seine Erfahrungen als Berater bei kritischen Zwischenfällen für Ärzte ohne Grenzen und als Historiker. Abschliessend wird auf bestehende Lücken und mögliche künftige Forschungsfelder eingegangen.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Vorabzug eines Kapitels aus dem Buch «Challenging Medical Neutrality»: Healthcare ethics in armed conflict and other complex settings». Der Text ist hier einsehbar.