Ziel dieses Artikels ist es, die zu Beginn des laufenden Bürgerkriegs im Südsudan verübte Gewalt zu untersuchen und zu dokumentieren, welche die Bereitstellung medizinischer Versorgung durch Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) und die Zielpersonen dieser Versorgung beeinträchtigte. Die meisten Berichte und quantitativen Studien von NGOs über gewaltsame Angriffe auf den Gesundheitssektor beschränken sich bei der Auslegung der primären Motive dieser Angriffe tendenziell auf die Verletzung internationaler Normen und die Unterbindung des Zugangs zu medizinischer Hilfe. Stattdessen ordnen die Autorin und der Autor dieses Beitrags die gewaltsamen Zwischenfälle im Gesundheitssektor in ihren jeweiligen Kontext ein und berücksichtigen dabei die Dynamik des südsudanesischen Konflikts und die operativen Entscheidungen von Ärzte ohne Grenzen. Dabei werden institutionelle und akademische Quellen kombiniert und mit Zeugenberichten von lokalen MSF-Mitarbeitenden und der Bevölkerung abgeglichen.